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Zeiten ändern sich?

Rebecca Lastig • 25. September 2020

Ändern sich die Zeiten?


Es ist sicherlich nichts Neues, über die Veränderungen zu schreiben, die es mit sich gebracht hat, in und mit einer Pandemie leben zu müssen. Ich schreibe ganz bewusst „mit“, da wir lernen müssen mit den uns gegebenen Umständen umzugehen, unseren Mut und unsere Zuversicht nicht zu verlieren. Und natürlich bleibt es nicht aus, an andere einschneidende Episoden der Weltgeschichte zu denken und diese mit unserer heutigen Situation zu vergleichen. Gerade schießt mir der Gedanke von der Erzählung meiner Schwiegeroma in den Kopf, die erzählte, wie sie bei einem Bombenangriff auf Hamburg im zweiten Weltkrieg verschüttet wurde und lange auf die Befreiung warten musste, immer mit der Gewissheit, dass Wasser, Luft und Essen zu neige gehen könnten. Zeit wird in so einem Fall relativ und verliert und gewinnt gleichzeitig an Bedeutung. Zeit misst sich nicht mehr am Ticken der Uhr oder der Bewegung der Zeiger, sondern an dem Maß, dass Hoffnung da ist oder verloren geht.

Heute herrscht eine andere Angst. Aber auch wir fühlten uns lange Zeit eingesperrt, ohne zu wissen, wie und wann es weitergeht. Es gab kein Ziel auf das wir hinausarbeiten oder auf das wir warten konnten. Für uns bekam das Thema Zeit auch eine ganz neue Dimension. Tage, Wochen und Monate verstrichen mit dem Fokus auf neue Infektionszahlen oder die Sterblichkeit bei Ansteckung.

Auch wenn jetzt viele Lockerungen da sind, stehen wir doch vor dem ständigen Abgrund, dass das Virus uns wieder „verschüttet“ und uns in dieser Perspektivlosigkeit zurücklässt. Die erste Zeit nach dem Lockdown konnte man förmlich fühlen, wie die Menschen aus den Häusern geströmt sind, angefangen haben die früher alltäglichen Dinge des Lebens mit neuen Augen zu sehen und vielleicht auch das privilegierte Leben, welches wir hier haben, besser zu schätzen wissen. Aber: Wer jeden Tag Kaviar isst und Champagner trinkt, wird diese Dinge irgendwann als alltäglich und normal empfinden und den Blick für das Besondere verlieren. Öffnen wir alle unsere Augen ein Stückchen mehr und seien wir dankbar, dass wir mitten in einer weltumspannenden Pandemie die letzten Sonnenstrahlen dieses Sommers draußen im Restaurant mit Freunden genießen können und in uns das Leben fühlen.


von Rebecca Lastig 30. November 2020
Stellen Sie sich einmal vor, sie sind zum Geburtstag eines guten Freundes in dessen Wohnung eingeladen. Sie kennen sich seit Jahren und natürlich ist Ihnen bekannt, wo alles in der Wohnung ihres Freundes ist. Kein Problem also, sich ein Getränk aus dem Kühlschrank zu nehmen und dies dann auch entsprechend später wieder am richtigen Ort loszuwerden (nicht dem Kühlschrank!). Auch die anwesenden Personen sind Ihnen nicht fremd, viele zählen zu Ihrem eigenen Freundeskreis. Kurz gesagt, Sie fühlen sich pudelwohl und schon fast wie zuhause. Und nun die gegenteilige Situation: Sie haben jemanden kennengelernt und werden zu dessen Geburtstag eingeladen, kennen niemanden außer dem Gastgeber -diesen nicht einmal gut- und sind das erste Mal in dessen Wohnung. Alles ist neu und Sie sind etwas aufgeregt. An diesem Abend lernen sie auch die Freunde des Gastgebers kennen und unterhalten sich mit ihnen. Die vielen Eindrücke führen womöglich dazu, dass Sie öfter nachfragen müssen und vielleicht am Ende des Abends nicht mehr alle Namen kennen (und das muss nicht an den Getränken liegen!). Sicherlich werden Sie diese Situation als weitaus anstrengender empfinden, als das Gefühl in eine gewohnte Umgebung zu kommen. Aber woran liegt das? Ungefähr 50% unserer Handlungen an einem Tag werden durch Basalganglien in unserem Gehirn gesteuert. Diese sind für Automatismen zuständig und erleichtern uns das Leben, da wir nicht immer alle uns bekannten Handlungen komplett vom Anfang bis zum Ende neu denken müssen. Achten Sie einmal darauf und sie werden viele Handlungen entdecken, die sie immer unbewusst gleich auszuführen, ohne darüber nachzudenken. Zum Beispiel die Reihenfolge in der Sie Zähne putzen, die Spurwechsel, die Sie auf dem Weg zur Arbeit vornehmen, um die Ideallinie zu finden, oder vielleicht die Reihenfolge in der Sie Dinge bei der Arbeit tun, ohne sie jedesmal zu überdenken. Etwas komplexer wird es, wenn es darum geht etwas Neues zu machen, das noch nicht in die Automatismen übergegangen ist. Dafür ist in unserem Gehirn der Präfrontalkortex gefragt, der zweifelsohne total überlastet wäre, wenn er für alle unsere Handlungen und Entscheidungen des Tages zuständig wäre. Jetzt müssen wir uns einmal in die Situation eines Kleinkindes hineinversetzen, das all die Erfahrungen und Handlungen noch nicht automatisiert hat und dessen ganzer Tag aus der Anstrengung des Präfrontalkotex besteht. Kein Wunder, dass man dafür wesentlich mehr Schlaf braucht! Bestimmt kennen Sie das Gefühl, das Sie, etwa bei einer Weiterbildung, neue Dinge kennenlernen oder entwickeln und sich dann am Ende des Tages komplett müde und erschöpft fühlen? Der Präfrontalkortex braucht eine Pause. Gönnen Sie sie ihm, schlafen Sie drüber und Sie werden sehen, dass sie am nächsten Tag viel sortierter auf die Ergebnisse des Vortages blicken und Sie auch besser beurteilen können. Eine besondere Herausforderung ist es aber, diese „Trampelpfade“, nicht nur im Gehirn, immer wieder einer Prüfung zu unterziehen (bloß nicht alle auf einmal!), sondern dies auch auf Prozesse in Unternehmen anzuwenden. Eine Weiterentwicklung kann schwerlich stattfinden, wenn Weiterentwicklungs- oder auch Lernprozesse nicht stattfinden, weil man nicht bereit ist, die Anstrengung aufzubringen und das eigene Tun nicht immer wieder hinterfragt. Und, wie auch im Privatleben, ist dafür die Sicht einer außenstehenden Person oft sehr hilfreich. Jemand, der einem hilft, Gedanken zu sortieren, Ideen zu entwickeln und Ziele zu definieren. Was wäre aber ein guter Freund, der Sie nicht dabei unterstützt, ihre Ziele auch langfristig im Auge zu behalten? Vielleicht überlegen Sie sich gemeinsam eine Strategie oder ein Belohnungssystem, das greift, wenn ein bestimmtes Teilziel erreicht wurde? Wichtig ist aber sowohl im Privaten als auch im Beruflichen: Bleiben sie Mensch und denken Sie daran: Es gibt uralte Trampelpfade, die zu Straßen wurden und neue Wege, die eine Abkürzung bedeuten und das Leben leichter machen. Und beide sind sinnvoll. Aber für unterschiedliche Ziele.
Die Wichtigkeit des Menschlichen
von Rebecca Lastig 19. Oktober 2020
Wie wichtig ist es, einem Menschen wirklich zu begegnen? Brauchen wir das eigentlich noch?
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